Grünzug Kantstraße
Es gibt so gut wie gar keine unbebauten Flächen in Kalk, die aktuell brach liegen und Potential für eine deutliche Aufwertung in Form eines Parks oder einer Grünfläche haben. Eine dieser Perlen befindet sich jedoch ziemlich zentral im Stadtteil gelegen südlich der Kalker Hauptstraße zwischen Neuerburgstraße im Westen, Wiersbergstraße im Osten, der Kaiserin-Theophanu-Schule (KTS) im Norden sowie den Hallen Kalk im Süden.
Rückblick
In den 1950er bis 1980er Jahren wurde der westliche Teil laut historischer Satellitenfotos bei tim-online.nrw.de überwiegend als Garten bzw. Park genutzt. Ab den 1980er Jahren bis in die Mitte der 2010er Jahre nahm die Versiegelung deutlich zu und der Bereich wurde großflächig als Hof bzw. Parkplatz genutzt. Im mittleren Bereich befand sich bis mind. 2013 noch ein Hallenanbau nördlich an die mittlerweile sehr marode und stark runtergekommene Halle 60 anschließend. Bis zu dieser Zeit befand sich im östlichen Bereich der Brachfläche die Kantine der Klöckner-Humboldt-Deutz AG, kurz KHD.
Ab ca. 2014 begann der Abriss einiger Bauten, wie z.B. besagtem Hallenanbau nördlich der Halle 60 sowie der alten KDH-Kantine an der Wiersbergstraße, die zwischenzeitlich als autonomes Zentrum diente. In dieser Zeit wurde der westliche Teil an der Neuerburgstraße kurzzeitig als Parkplatz genutzt, der mittlere Teil während des Um- und Neubaus der KTS großflächig als Baustellenbereitstellungsfläche. An Stelle der alten KHD-Kantine wurde ein Containerbau für die Japanische Schule erreichtet, der sogenannte Trakt G, der auch heute noch besteht und genutzt wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die Brachfläche nicht für die Öffentlichkeit durchgängig begehbar. Dies änderte sich in den Jahren 2022 und 2023. Zu diesem Zeitpunkt war die Brachfläche zwar schon vollständig geräumt, zur Neuerburgstraße hin war der Zugang jedoch mit einem Bauzaun versperrt. Durch zivilen Ungehorsam und bürgerliches Engagement mit der Stadtverwaltung wurde der Bauzaun im Jahr 2023 auf einigen Metern abgebaut und durch vier Poller ersetzt. Eine Zufahrt für KFZ ist weiterhin nicht möglich, Fuß- und Radverkehr können die Brache seitdem aber endlich durchgehend bis zum Bereich der alten KHD-LKW-Waage vor den Abenteuerhallen Kalk an der Wiersbergstraße nutzen.
In dieser Zeit wurde die Brachfläche intensiv durch das interdisziplinäre Stadtmacher:innen-Team ‚tunstadtmachen‚ bespielt, wie z.B. mit Open-Air-Kinovorstellungen. In den Jahren 2023 und 2024 wurde die Brachfläche zudem als Lagerfläche für Baumaterialien und -maschinen für den Umbau der Christian-Sünner-Straße genutzt. Dabei war die Brachfläche weiterhin für den Fuß- & Radverkehr nutzbar.
Aktueller Stand
Aktuell ist die Brachfläche genau das, was eine Brachfläche per Definition ausmacht: Es ist eine Fläche, die auf ihre künftige Nutzung wartet und bis dahin brach liegt. Sie ist für den Fuß- & Radverkehr ist Ost-West-Richtung durchgängig begeh- bzw. befahrbar und zeichnet sich durch Reste asphaltierter Bereiche aber auch durch sprießende Pionierpflanzen aus.
Es ist zudem seit Jahren eine asphaltierte Wegeverbindung zwischen der Brachfläche und der Hollweghstraße vorhanden, die westlich des KTS-Geländes gen Norden und dann nördlich des KTS-Geländes gen Osten zum südlichen Ende der Hollweghstraße verläuft. Leider ist besagte Wegeverbindung seit Jahren durch Gitterzäune gesperrt, sodass sie zusehends verkommt. Grund für die Sperrung sind Bedenken der alten sowie aktuellen KTS-Schulleitung aufgrund drogenkonsumierender Menschen. Die Rechtmäßigkeit dieser Sperrung darf angezweifelt werden.
Aus Verwaltungssicht ist die aktuelle Lage nicht ganz so einfach, da die Brachfläche aus mehreren Flurstücken besteht, die aktuell noch in verschiedene Zuständigkeiten fallen, wie z.B. dem Grünflächenamt oder auch dem Liegenschaftsamt.
Ausblick
Neben den aktuellen Zugängen an der Neuerburgstraße und der Wiersbergstraße wird in den kommenden Jahren ein weiterer Zugang geschaffen. Im mittleren südlichen Bereich grenzt die Brachfläche an die Halle 60 der Hallen Kalk an. Diese soll im Westen zum Teil abgebrochen werden. Dadurch entsteht eine neue Wegeverbindung zwischen der Brachfläche und dem Innenhof der Hallen Kalk, dem sogenannten Osthof.
Der große Wurf soll mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept Kalk, kurz ISEK, kommen. In diesem Projekt wird die Brachfläche als „Grünzug Kantstraße“ bezeichnet. Ziel ist es, die Fläche langfristig als Grünfläche mit einer Durchwegung für die Öffentlichkeit zu sichern und herzurichten. Weitere Details fehlen bislang, da das ISEK mit Stand Mai 2025 noch nicht final in Kraft getreten ist. Da Kalk ein Pilotbezirk für Öffentlichkeitsbeteiligungen ist, ist davon auszugehen, dass für die detailliertere Ausgestaltung des Grünzugs künftig die Öffentlichkeit eingebunden wird. Auch das Zuständigkeitsproblem der verschiedenen Flurstücke soll dann dadurch gelöst werden, als dass das Grünflächenamt für alle betreffenden Flurstücke zuständig sein wird (Stand Mai 2025).
Auch im aktuell gültigen Bebauungsplan ist die Brachfläche als „Öffentliche Grünfläche – Parkanlage“ verzeichnet. Aus diesem Plan ist auch ersichtlich, dass auf dem aktuellen Standort des Containerbaus für die Japanische Schule langfristig ein neuer Spielplatz mit „ca. 1456 qm“ Fläche entstehen soll.
Leider muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die Umsetzung des „Grünzug Kantstraße“ noch einige Jahre auf sich warten lässt. Hintergrund ist laut aktueller Ausschreibung der Stadt Köln die notwendige Generalinstandsetzung der aus den 1950er Jahren stammenden Trakte B und E sowie optional des Traktes A der KTS. Auch eine neue Mensa soll gebaut werden, da die aktuell im denkmalgeschützten Trakt E befindliche Mensa unzureichende Kapazitäten aufweist. Um die während der Sanierung nicht zur Verfügung stehenden Raumkapazitäten auszugleichen, muss mindestens ein weiterer temporärer Containerbau errichtet werden. Dieser soll genau auf der Brachfläche positioniert werden. Über die genaue Größe sowie Positionierung ist mit Stand Anfang Mai 2025 leider noch nichts bekannt. Wir forcieren jedoch gemeinsam mit der Lokalpolitik, dass die Durchwegung der Brachfläche zwischen Neuerburgstraße und Wiersbergstraße weiterhin Bestand hat.
In der aktuellen Ausschreibung lassen zwei Punkte aufhorchen:
- „Enddatum der Laufzeit: 30.06.2031“ bedeutet, dass der „Grünzug Kantstraße“ frühestens (!) 2032 und damit in 7 Jahren (Stand Mai 2025) umgesetzt wird, da die Generalsanierung der KTS mindestens bis Sommer 2031 andauern wird. Es wird vrstl. eine Öffentlichkeitsbeteiligung folgen, aus der dann ein Plan erstellt wird, der dann durch die Lokalpolitik beschlossen wird und ein bis zwei Jahre nach einer entsprechenden Ausschreibung umgesetzt wird.
- „[…] sowie der Trakt G werden während der Baumaßnahme weiter durch die Schule genutzt“ bedeutet, dass der im Flächennutzungsplan vorgesehene Spielplatz nördlich der alten KDH-LKW-Waage erst nach 2031 umgesetzt wird, da bis dahin der bestehende Containerbau als Interim benötigt und genutzt wird.
Es bleibt zu hoffen, dass sämtliche Abstimmungsprozesse, Beschlüsse und Ausschreibungen entsprechend vorgezogen werden, sodass unmittelbar nach Fertigstellung der Generalsanierung der KTS mit der baulichen Umsetzung des „Grünzug Kantstraße“ begonnen und eine vollständige Eröffnung spätestens im Jahre 2032 erfolgen kann!
Unsere Ziele
Mehr Grün in Kalk sieht großes Potential im Grünzug Kantstraße und kritisiert, dass dieser erst in den 203xer Jahren umgesetzt werden soll. Dies hat vor allem mit den geplanten Containerbauten der KTS zu tun, die während der Generalsanierung sämtlichen Weiterentwicklungen der Brachfläche im Wege stehen. Dennoch sehen wir einige kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, die wir aktuell auch bei verschiedenen Akteur*innen forcieren.
- Mit dem Grünflächenamt sind wir beispielsweise in Abstimmung, ob der westliche Bereich zwischen Neuerburgstraße und Boulderwand der KTS vorab einer Pioniernutzung unterzogen werden kann (Stand Mai 2025). Urban Gardening wäre dabei eine Möglichkeit. Besonders wichtig ist uns dabei, dass die vorhandenen Zäune zur Neuerburgstraße hin vollständig entfernt und durch beispielsweise eine Reihe Findlinge oder einen niedrigen Staketenzaun ersetzt werden. Damit würde die Brachfläche nach Westen hin deutlich lichter, besser einsehbar und das Sicherheitsgefühl somit deutlich steigen.
- Die vorhandene aber mit Gitterzäunen geschlossene Durchwegung zwischen der Brachfläche und der Hollweghstraße kann und sollte aus unserer Sicht sofort geöffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies würde die Brachfläche zusätzlich beleben und einen weiteren autofreien Schulweg für die Schülerschaft der KTS und des Schulcampus vom Erzbistum Köln darstellen. Leider stellt sich die aktuelle Schulleitung der KTS hier konsequent quer und beharrt auf einer Beibehaltung der Schließung (Stand Februar 2025).
- Der östliche Bereich um den Containerbau Trakt G sowie die alte KHD-LKW-Waage befindet sich aktuell ebenfalls in Abstimmung mit dem Grünflächenamt (Stand Mai 2025). Kurzfristig sehen wir hier eine Pollerreihe in Ost-West-Ausrichtung zwischen Hallen Kalk und Südseite des Containerbaus Trakt G, um ein unerlaubtes Befahren und Beparken der Brachfläche durch Autofahrende bei größeren Veranstaltungen zu verhindern. Auch könnte aus unserer Sicht die Zufahrt zwischen Wiersbergstraße und Parkplatz der Abenteuerhallen sowie zwischen Containerbau Trakt G und der alten KDH-LKW-Waage kurzfristig mit zwei Pollerreihen in Nord-Süd-Richtung für den KFZ-Verkehr geschlossen werden. Die Fläche stünde dann dem Fuß- und Radverkehr zur Verfügung, bzw. könnte durch die Abenteuerhallen Kalk nachhaltig als autofreier urbaner Raum bespielt werden.
- Während der Generalsanierung MUSS die Brachfläche auf voller Breite für den Fuß- und Radverkehr begeh- und befahrbar bleiben! Entsprechend sind die Interims-Container der KTS zu platzieren.
- Der geplante und im ISEK Kalk enthaltene „Grünzug Kantstraße“ sollte alsbald geplant werden, damit nach der Generalsanierung der KTS sofort mit dessen vollständiger Umsetzung begonnen werden kann. Wo möglich soll die Umsetzung von Teilstücken schnellstmöglich vorgezogen werden, wie z.B. im westlichen Bereich, wo wir bis dahin eine Pioniernutzung anstreben. Ob dies auch im östlichen Bereich möglich ist, muss mit Hinblick auf notwendige Baustelleneinrichtungsflächen, fahrende Baumaschinen und den künftigen Rückbau der Interims-Container bedacht werden.