Mehr Grün in Kalk

Bürger*inneninitiative

Stadt möchte letzte große Freifläche in Kalk bebauen

Die Stadt plant, die letzte große freie Fläche im Stadtteil Kalk weitgehend zu bebauen. Es geht um die Brache an der Neuerburgstraße bei den Hallen Kalk.

Dieser Beitrag soll erklären, worum es geht. Und warum die Bürger*innen-Initiative und viele andere sich wünschen, dass dort stattdessen Grün- und Freiflächen enstehen bzw. bleiben. Und insbesondere ein Naturerfahrungsraum entsteht.

Was sind die Hallen Kalk?

Ein ehemals industriell genutztes, teilweise unter Denkmalschutz
stehendes Gebäude-Ensemble im Süden Kalks. Im Einzelnen handelt es sich
um

  • die Hallen 58, 59 und 60 im Westen der Christian Sünner-Straße
  • die Gebäude/ „Hallen“ 63, und 66/ 68 im Innenhof zwischen den Hallen
    70 und den Hallen 58-60
  • das ehemalige Büro-Gebäude 69 an der Dillenburger Straße 65
  • die Hallen 70 und 71 auf der Ostseite der an die Neuerburgstraße
    angrenzende Brache
  • die Brache zwischen den Hallen 75-77 und der Halle 71
  • Die denkmalgeschützen und einsturzgefährdeten Hallen 75, 76 und 77
    auf der Westseite der Neuerburgstraße

Ein Luftbild gibt es hier.

Worum geht es?

Um ein gemeinwohl-orientiertes Stadtentwicklungsprojekt. Die Stadt Köln
erprobt seit 2017 an diesem Projekt neue Formate der Bürgerbeteiligung.
Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit wurde 2017 ein dreistufiges
Werkstattverfahren“ durchgeführt, dessen Ergebnisse 2019 in zwei weiteren „Werkstattgesprächen“ zu einem sog. „integrierten Plan“ abgewandelt wurden.

Am 07.11.2019 hat der Rat der Stadt Köln die Stadtverwaltung beauftragt, die zur Umsetzung dieses integrierten Planes erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Noch sind aber keine endgültigen Entscheidungen gefallen. Vor allem existiert noch kein Bebauungsplan für die Brache an der Neuerburgstraße.

Was ist Stand der Dinge?

Die Gesamtmaßnahme umfasst die Bausteine

A: sog „Osthof“, bestehend aus den Hallen 58, 63, 66/68 und dem Gebäude
69
B: „DOMiD“ in Halle 71
C: sog. „Neubaufeld West“ zwischen Halle 70 und Neuerburgstraße (die Brache)

Das hat die Stadt Köln den Engagierten an den Hallen Kalk in einer Präsentation 29.09.2020 so vorgestellt.

Die Bausteine werden in der Reihenfolge A-B-C abgearbeitet.

Zur Bearbeitung der Bausteine hat die Stadt Köln Gremien eingerichtet:

  • Ein vierteljährlich tagender Lenkungskreis trifft Entscheidungen
  • Eine zweiwöchentlich tagende Projektgruppe koordiniert
    verwaltungsintern
  • Eine Teilprojektgruppe „Osthof“ trifft sich seit 09/ 2020
    zweimonatlich zum Informationsaustausch und -abgleich. Diese
    Teilprojektgruppe setzt sich zusammen aus den Arbeitsgruppen
    „Verwaltung + Akteurskonferenz“ sowie „Verwaltung + Begleitgremium“.
    Der kulturhof e.V. ist derzeit einziger Vertreter der Akteurskonferenz.
    Zwei bereits definierte Arbeitspakete dieser Gruppe ist die Erstellung
    eines Wertgutachtens und die Vorbereitung der erforderlichen Vergaben
    sowie die Bauzustandserhebung des Gebäude 69

Start, Zusammensetzung und Arbeitsplan der fest vorgesehenen
Teilprojektgruppen „DOMiD“, „DirtTrack“ und „Neubaufeld West“ sind noch
nicht festgelegt.

Die Halle 60 gehört nach dem Rückzug des an der Nutzung interessierten
„Erlebnis e.V.“ derzeit nicht mehr zur Gesamtmaßnahme.

Derzeit unklar ist noch, ob die Entwicklung der Halle 70 zum Baustein
„B“ oder „C“ gehört.

Die Hallen 75, 76 und 77 gehören nicht zur Gesamtmaßnahme, sondern
sollen in einem eigenen Verfahren ohne ausdrückliche Bürgerbeteiligung
in nächster Zeit saniert werden. Diese Hallen wurden durch Bemühen von Kalker*innen vor dem Abriss bewahrt. Das Land NRW hat 9 Mio. € aus europäischen Fonds an die Stadt überwiesen, um diese Hallen zu sanieren. Teile dieser Hallen werden vom Schauspielhaus und vom Museum Ludwig benutzt. Der Rest steht leer.

Es werden drei Beschlüsse des Rates der Stadt Köln umgesetzt:

  1. Aufstellung eines Bebauungsplanes
  2. Weiteres Vorgehen an den Hallen Kalk
  3. Untersuchung für das „Kreativhaus“

Auf dem Areal der Hallen Kalk findet schon jetzt vielfältiges Engagement und großer Einsatz für Kalk statt:

Vision e.V. ist als Drogenberatungsstelle und Selbsthilfeverein auf der Brache engagiert.

Der Kulturhof e.V. bietet Raum für Kunst und Kultur und bietet Bürger*innen/Nachbar*innen einen selbstverwalteten Raum.

DOMiD wird auf dem Areal ein tolles Migrationsmuseum etablieren.

Die Abenteuerhallen Kalk sind ein wichtiger Ort für Sport und Bewegung für alle, insbesondere aber für Kinder und Jugendliche.

Die Pflanzstelle e.V. ist ein öffentlicher, selbstorganisierter und nicht-kommerzieller Gemeinschaftsgarten.

Die katholische Grundschule hat auf der Brache ihre ersten (provisorischen) Gebäude bezogen.

X-Süd ist ein Projekt von Künstler*innen mit und ohne Behinderung.

Alle diese tollen Bereicherungen sollen nach Wunsch der Engagierten an den Hallen grundsätzlich auch erhalten bleiben (bzw. im Fall von DOMID freuen wir uns auf das Entstehen des Museums). Daher treffen sich diese Akteure regelmäßig, um im Sinne einer Gemeinwohl-orientierten Entwicklung der Hallen Kalk an der weiteren Entwicklung mitzuwirken und so auch in Zukunft zur Bereicherung Kalks beizutragen.

Wie steht die Bürger*innen-Initiative Mehr Grün in Kalk zu den Plänen der Stadt Köln?

Wir freuen uns, dass (entgegen den ersten Plänen) die Pflanzstelle bleiben darf.
Wir freuen uns auch, dass die Stadt im Laufe des Werkstattverfahrens inzwischen von der fast vollständigen Bebauung der Brache abgerückt ist.
Allerdings stellt wir fest:

  • Kalk hat mit circa 5 qm einen der niedrigsten Grünflächen-Anteil in ganz Köln, verglichen mit 45 qm Grünflächen-Anteil im Kölner Durchschnitt.
  • Kalk hat eine der höchsten Geburtenraten in Köln.
  • Gemäß der Spielplatzbedarfsanalyse der Stadt Köln herrscht in Kalk im Vergleich aller 86 Kölner Stadtteile der höchste Fehlbedarf an Aufenthaltsorten und öffentlichen Spielflächen. Lediglich 43 % des festgestellten Bedarfes können derzeit im Stadtteil gedeckt werden.
  • Für den immer noch relativ armen Stadtteil ist die Verteilung von Grünflächen auch eine Frage der Umweltgerechtigkeit.
  • Kalk hat in den letzten Jahren enorm viel neuen Wohnraum geschaffen und es wird immer weiter gebaut. Das ist toll, nur langsam wird es wirklich eng. Das ist auch vor dem Hintergrund von Corona problematisch.
  • Die Stadt Köln hat den Klimanotstand ausgerufen. Kalk ist eines der Veedel, die sich in Köln am stärksten in den kommenden Jahrzehnten erhitzen, wenn nicht gegensteuert wird.

Deshalb sind die vorgesehenen Grünflächen nicht ausreichend für Kalk. Alle Kalker*innen, aber insbesondere die vielen Kinder, brauchen mehr Platz um sich an der frischen Luft und im Grünen aufzuhalten.
Wir treten dafür ein, dass die Brache an der Neuerburgstraße zu einem zusammenhängenden, großen Stück Stadtnatur entwickelt wird.

Die Grünfläche soll

  • für alle Menschen zugänglich sein
  • besonders Kindern einen Naturerfahrungsraum ermöglichen
  • möglichst den Dirt-Track integrieren
  • die Pflanzstelle integrieren
  • Vision e.V. integrieren